Thüringer Handwerkstag e. V. nimmt Stellung zur Kapitalismusdebatte

Thüringer Handwerkstag e. V. nimmt Stellung zur Kapitalismusdebatte

Handwerk ist Unternehmertum im ursprünglichen Sinn

Hinsichtlich der zunehmend schwarz-weiß geführten Kapitalismusdebatte rät der Thüringer Handwerkstag, stärker zu differenzieren und nicht derart pauschal das deutsche Unternehmertum unter Generalverdacht zu stellen.

Rolf Ostermann, Präsident des Thüringer Handwerkstages e.V.: „Unsere fast 30.000 Handwerksunternehmer in Thüringen sind das genaue Gegenteil dessen, was SPD-Parteivorsitzender Müntefering und andere dieser Tage an den Pranger stellen. Es ist nicht selten, dass sich selbständige Handwerker selbst keinen Lohn zahlen, um ihre Mitarbeiter am Monatsende bezahlen zu können. Unsere Betriebe bilden junge Menschen aus, obwohl sie nicht wissen, ob sie die späteren Fachkräfte auch später im Betrieb beschäftigen können. Für uns sind die Mitarbeiter das wichtigste Kapital. Deshalb lassen wir uns nicht in einen Topf stecken mit Managern börsennotierter Großunternehmen, die nach ganz anderen Maßstäben handeln. Wir sind angewiesen auf einen funktionierenden Binnenmarkt, auf privaten Konsum und eine finanziell intakte öffentliche Hand. Für uns ist es deshalb wichtig, dass die Menschen Arbeit haben und dass die Unternehmen investieren. Wir Handwerker leben in diesem Land, mit diesem und von diesem Land.“

Ostermann fordert daher die Politik aller Couleur auf, mit diesem rein parteipolitisch durchtränkten Kräftemessen aufzuhören und endlich an der Realität orientierte Sachpolitik zu betreiben. „Es gibt für die vielen tausend kleinen und mittleren Betriebe hier in Deutschland trotz aller Reformfortschritte nach wie unzureichende Rahmenbedingungen. Steuer-, finanz-, ordnungs- und sozialpolitisch müssen die Hausaufgaben gemacht werden, die uns das enger zusammenrückende Europa aufgibt. Doch hier herrscht seit Jahren in allen Parteien Konzeptionslosigkeit und die Angst vor der nächsten Wahl. Ständig wird Rücksicht auf Wahltermine genommen, statt aktiv die sich ändernden Bedingungen mitzugestalten und den tatsächlichen Anforderungen entsprechend zu agieren.“