Verbot von Öl- und Gasheizungen ist keine Lösung – Ohne Rahmenbedingungen ist kein Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen möglich

Bereits ab 2024 sollen keine neuen Heizungen mehr verbaut werden, die mit Öl oder Gas heizen – so sieht es ein Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Robert Habeck vor.

Das Ziel, unsere Gebäude bis 2045 co2 neutral mit Strom und Wärme zu versorgen, ist aus Sicht des Thüringer Handwerks ein zentraler Bestandteil, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig eine riesige Herausforderung. Für diese Transformation müssen allerdings erst die nötigen Vorrausetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen, betont der Präsident des Thüringer Handwerkstags e.V. (THT), Stefan Lobenstein.

„Dabei werden Wärmepumpen in der Politik als die großen Heilsbringer gesehen – wenn vorausgesetzt wird, dass die Anlagen mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Für die Heizungsbauer ist die Umstellung auf Wärmepumpen eine schwierige Aufgabe, denn die Technik ist im Einbau deutlich anspruchsvoller als eine Öl- oder Gasheizung“, weiß er.

Hinzu käme, dass bei Weitem nicht alle Gebäude für den Einsatz der Wärmepumpen geeignet sind. Gerade die Umrüstung von älteren Gebäuden ist oft nicht einfach: „Bei Neubauten kann man das gut einplanen, Altbauten benötigen aber neue Flächenheizkörper und eine bessere Dämmung. Wenn man ein Gebäude zunächst monatelang sanieren muss, ist ein Einbau aus Kosten- und Zeitgründen kaum praktikabel“, so Lobenstein weiter.

Umstellungspflicht kritisch für den Heizungsbestand

Wenn heute aufwändige Reparaturen an einer bestehenden Heizung anstehen, soll trotzdem innerhalb von drei Jahren umgestellt werden. Das ist für viele Eigentümer nicht leistbar. Das größte Problem ist aktuell ohnehin, dass es gar nicht genug Wärmepumpen auf dem Markt gibt. Es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Verbote werden für eine noch höhere Nachfrage sorgen, die zum einen nicht in der Menge verfügbar sind, und zum anderen zu einer erheblichen Preissteigerung führen.

„Deshalb ist klar: Deutschland wird in den nächsten Jahren nicht nur von Wärmepumpen beheizt“, ist sich Lobenstein sicher. „Bei der Transformation weg von fossilen Brennstoffen sollte auch auf Hybridmodelle gesetzt werden. Eine Wärmepumpe kann auch zusätzlich zur bestehenden Öl- oder Gasheizung eingebaut werden. Die alte Heizung würde dann nur noch anspringen, wenn es wirklich kalt ist.“

Auch die geplanten Zuschüsse, Kredite und durch steuerliche Förderungen werden nicht ausreichen. Zahlreiche Hauseigentümer, besonders Rentner, junge Familien, Personen, die sich gerade erst eine neue Gas- oder Ölheizung abgeschafft haben oder generell einkommensschwache Menschen sind trotzdem finanziell nicht in der Lage, ihre Heizungen auszutauschen.

Ohne Fachkräfte keine Energiewende

Voraussetzung für den Einbau neuer Technologien und Heizungsformen und das Erreichen der ambitionierten Klimaziele bleibt darüber hinaus die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte im Handwerk. Damit das gelingt, müssen etablierte Betriebe für die neuen Techniken qualifiziert und junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern werden.

Das Thüringer Handwerk sieht ohne ein umfangreiches staatliches Förderprogramm und praktikable, bürokratiearme Rahmenbedingungen keinen verstärkten Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen.