Januar 2024 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

Auszubildende und Studierende müssen Gleichbehandlung erfahren: Thüringer Handwerk fordert vergünstigtes Deutschland-Ticket auch für Azubis

Nachdem sich die Verkehrsminister darauf geeignet haben, dass die Kosten für das Deutschland-Ticket auch im Jahr 2024 bei 49 Euro liegen, setzt sich das Thüringer Handwerk für die Einführung eines ermäßigten Deutschland-Tickets auch für Auszubildende ein. „Nicht zuletzt aufgrund des grassierenden Fachkräftemangels würde es Bund und Land gut zu Gesicht stehen, der beruflichen Bildung den Rücken zu stärken“, sagt der Präsident des Thüringer Handwerkstags e.V., Stefan Lobenstein.

Bislang gilt die vergünstigte Variante des Deutschland-Tickets nur für Studierende – ein Dorn im Auge des Thüringer Handwerks. „Obwohl die Thüringer Landesregierung die Gleichwertigkeit der akademischen und beruflichen Bildung immer wieder beteuert, spricht ihr Handeln eine andere Sprache. Das ist nicht nur ungerecht, sondern ein Zeichen mangelnder Wertschätzung der beruflichen Bildung gegenüber. Auszubildende und Studierende müssen hier eine Gleichbehandlung erfahren. Andernfalls dürfen wir uns nicht darüber wundern, wenn die Hörsäle der Universitäten und Hochschulen platzen, die Baustellen und Werkstätten aber immer leerer werden“, zeigt Lobenstein auf.

Die Forderung des Thüringer Handwerks ist in einem Brief an Thüringens Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij, formuliert worden. „Thüringen hat 2018 als eines der ersten Bundesländer das Azubi-Ticket eingeführt. Über die Jahre sind die Konditionen immer schlechter geworden. Mittlerweile müssen wir uns ein Beispiel an Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern nehmen. In diesen Bundesländern werden Auszubildenden und Studierenden gleiche Konditionen geboten. Das ist auch für Thüringen unerlässlich“, betont der THT-Präsident.

Eine verlässliche, aber eben auch kostengünstige Mobilität zwischen Wohnort, Handwerksbetrieb, Berufsschule und Berufsbildungszentren sei, gerade im ländlich geprägten Thüringen, ein entscheidender Faktor für die Ausbildungs- und Berufswahl – und hat damit Einfluss auf die Fachkräftesituation. Hinzu kommen immer weitere Wege, die Auszubildende wegen Zusammenlegungen von Berufsschulstandorten zurücklegen müssen. „Wenn der Generationenwechsel im Handwerk gelingen, die Betriebe auch in Zukunft gut aufgestellt sein und das Handwerk eine starke Säule der Wirtschaft bleiben soll, kommt die Landesregierung nicht umhin, die berufliche Bildung zu unterstützen und zu stärken. Die Einführung eines vergünstigen Deutschland-Azubi-Tickets wäre ein Schritt in die richtige Richtung“, so Lobenstein.

Aktionstag des Handwerks am 19. Januar 2024

Auch im Handwerk steigen aktuell Frust und Unzufriedenheit über hohe bürokratische Belastungen, mangelnden politischen Gestaltungswillen und eine negative wirtschaftspolitische Entwicklung in Thüringen und in Deutschland. Es fehlt an politischer Planbarkeit und Verlässlichkeit für unternehmerische Zukunftsentscheidungen. Bei vielen Thüringer Handwerksbetrieben und deren Beschäftigten herrscht der begründete Eindruck: Die zahlreichen Probleme im Land werden von der Politik nicht angepackt.

Der Thüringer Handwerkstag e. V. (THT) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) üben bereits intensiv Druck auf Landes- und Bundesebene aus, um spürbare Entlastungen für Betriebe und Beschäftigte zu erzielen. Durch intensiven Austausch konnten in den letzten Monaten einige Fortschritte erzielt werden, wenn auch unter erheblichem Einsatz und Hartnäckigkeit.

Angesichts der angespannten Belastungssituation muss dieser Druck jedoch aufrechterhalten werden. Dazu sind – neben den direkten Gesprächen mit der Politik – weitere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen geplant, um die Forderungen des Handwerks mit Nachdruck zu vermitteln. Es geht darum, sichtbare Zeichen für eine bessere Wirtschafts- und Standortpolitik zu setzen!

Am 19. Januar 2024 um 11:00 Uhr ist bundesweit ein betriebsbezogenes Aktionsformat unter dem Motto „Zeit, zu machen“ geplant. Alle Handwerksbetriebe und deren Beschäftigen sind aufgerufen, am 19.01.2024 um 11.00 Uhr für 10 Minuten ihre Arbeit zu unterbrechen, um auf ihre Situation hinzuweisen.

Weitere Aktionen sind in den kommenden Tagen und Wochen geplant.

Thüringer Handwerkstag e.V. begrüßt Einführung der Praktikumsprämie als Meilenstein für die Nachwuchsförderung

Der Thüringer Handwerkstag e.V. zeigt sich erfreut über den jüngsten Beschluss des Landes Thüringen, Schülerinnen und Schüler bei Praktika im Handwerk finanziell zu unterstützen. Die Einführung einer Praktikumsprämie wurde im Rahmen des Landeshaushalts für das Jahr 2024 beschlossen und soll das Handwerk im Freistaat Thüringen unterstützen.

Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V., kommentiert die Entscheidung positiv: „Die neue Praktikumsprämie ermöglicht nicht nur eine gezielte Berufsorientierung, sondern stärkt auch die Handwerksbetriebe im Freistaat Thüringen bei der Suche nach geeignetem Nachwuchs. Wir begrüßen die Unterstützung durch das Land und sehen darin eine Anerkennung der jahrelangen Forderungen und der Arbeit des Thüringer Handwerkstag e.V.“

Lobenstein betont die zentrale Rolle von Schülerpraktika bei der beruflichen Orientierung junger
Menschen: „Ein Praktikum bietet die Möglichkeit, den Wunschberuf Probe zu fahren, typische Tätigkeiten auszuprobieren, den Arbeitsalltag kennenzulernen und zu schauen, ob der Beruf zu den eigenen Stärken, Interessen und Wünschen passt. Die praxisnahen Erfahrungen geben realistische Einblicke in das Arbeitsleben und wertvolle Erfahrungen für die Zukunft. Viele Ausbildungsverhältnisse kommen durch Praktika zustande, da sowohl Praktikant als auch Betrieb während dieser Zeit feststellen können, ob die Zusammenarbeit harmonisch verläuft. Besonders für kleine Betriebe ist das Schülerpraktikum ein Erfolgsmodell. Es ermöglicht ihnen, interessierte Schülerinnen und Schüler an eine Ausbildung heranzuführen. Auf diese Weise kann das Handwerk effektiv unterstützt werden, ohne dass zusätzliche Unterrichtszeit in den Schulen verloren geht.“

Die Praktikumsprämie von 120 Euro pro Woche steht Schülerinnen und Schülern ab 15 Jahren offen, die in Thüringen zur Schule gehen und dort ihren Wohnsitz haben. Jeder Schüler kann pro Jahr eine Praktikumsprämie für maximal vier Wochen erhalten, wodurch er oder sie insgesamt mit 480 Euro unterstützt werden kann.

Der Thüringer Handwerkstag e.V. ermutigt Schülerinnen und Schüler dazu, die Möglichkeit nutzen, einen Handwerksberuf kennenzulernen und erste Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. „Danach ist man garantiert um viele Erfahrungen reicher und die Entscheidung für oder gegen einen Beruf fällt leichter“, so Stefan Lobenstein. Das Thüringer Handwerk sieht in der Praktikumsprämie einen positiven Beitrag zur Stärkung der Nachwuchsgewinnung und setzt darauf, dass dieser Weg auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird.