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Thüringer Handwerkstag e.V. zur Nachholung gesetzlicher Feiertage

Für Unternehmer ist dieser Vorschlag keine Option.

25. Mai 2022

Zahlreiche Politikerinnen und Politiker, darunter auch Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner, haben jüngst angeregt, gesetzliche Feiertage, die auf einen Wochenendtag fallen, nachzuholen. Der Thüringer Handwerkstag e.V. (THT) reagiert mit Kritik auf diesen Vorstoß. „Für Unternehmer ist dieser Vorschlag keine Option. Als Vertreter des Thüringer Handwerks sehen wir keinen Handlungsbedarf bei der Einführung einer gesetzlichen Regelung zum Nachholen von Feiertagen“, sagt THT-Präsident Stefan Lobenstein.

Nach der Corona-Pandemie beginne die Wirtschaft gerade erst sich zu erholen. „Zur Erholung der Wirtschaft ist die fristgerechte Erfüllung von Kundenaufträgen von großer Relevanz, um die Ausfälle der Vorjahre auszugleichen und um wieder an die erfolgreichen Jahre vor der Corona-Pandemie anzuschließen. Aktuell kommen die meisten Handwerksunternehmen aber gar nicht hinterher, ihre vollen Auftragsbücher abzuarbeiten“, erklärt Stefan Lobenstein.

Finanzielle Belastung der Betriebe

Das Nachholen von Feiertagen würde die Auftragserfüllung nicht beschleunigen, sondern verlangsamen und die Handwerkerknappheit weiter verschärfen. Außerdem würden die Betriebe durch die ausgefallene Arbeitszeit finanziell zusätzlich belastet werden. „Der grassierende Fachkräftemangel, die Materialpreisentwicklung und die Inflation sind bereits mehr als genug Herausforderungen, die sie stemmen müssen. Es braucht keine weitere Hürde“, sagt er.

Der THT-Präsident betont den historischen Ursprung der gesetzlichen Feiertage, die häufig an ein festes Datum – unabhängig vom Wochentag – gekoppelt sind. „Hier geht es nicht um einen zusätzlichen freien Tag, sondern um die Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis an jenem Tag. Die Idee zur Nachholung von Feiertagen erfüllt daher nicht den ursprünglichen Zweck der Feiertage“, sagt er. Darüber hinaus habe Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bereits die meisten Urlaubstage und liege im Ranking der gesetzlichen Feiertage im Mittelfeld. „Im Großteil der Länder, die eine entsprechende Regelung eingeführt haben, ist der Urlaubsanspruch deutlich geringer als in Deutschland, wodurch für die Bevölkerung dieser Länder kein Vorteil entsteht, sondern nur ein Ausgleich an freien Tagen“, zeigt Lobenstein auf.

Eine starke Stimme für das Handwerk im Freistaat: Thüringer Handwerkstag e.V. feiert sein 30-jähriges Bestehen

@HWK EF Die drei Präsidenten des Thüringer Handwerkstages: Rolf Ostermann, der von 2001 bis 2012 THT-Präsident war, Stefan Lobenstein, seit 2012 der aktuelle Präsident, und Wolfgang Bachmann, unter dem der THT 1992 gegründet wurde (von links nach rechts).

Pressemitteilung Thüringer Handwerkstag e.V.

Der Thüringer Handwerkstag e.V. (THT) feiert Geburtstag: Am 8. Februar 1992 gegründet, begeht die Organisation am heutigen Dienstag ihr 30-jähriges Jubiläum und blickt dabei auf drei Jahrzehnte als Sprachrohr der fast 30.000 Handwerksbetriebe im Freistaat zurück. „Der Thüringer Handwerkstag e.V. ist eine starke Stimme für das Handwerk im Freistaat“, betont THT-Präsident Stefan Lobenstein.

Die Organisation vereint die drei Thüringer Handwerkskammern – die Handwerkskammer Erfurt, die Handwerkskammer für Ostthüringen und die Handwerkskammer Südthüringen – sowie Thüringer Landesinnungs- und Landesfachverbände. Darüber hinaus sind dem Handwerk nahestehende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Einrichtungen THT-Mitglied. Als oberste Interessenvertretung repräsentiert er die Handwerkerinnen und Handwerker insbesondere gegenüber dem Landtag, der Landesregierung, den Parteien, Körperschaften und Verbänden. Wie wichtig diese Arbeit ist, hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie unter Beweis gestellt. Zuletzt wurden die Regeln der Thüringer Corona-Verordnung auch auf Druck des THT entschärft, was zahlreichen Betrieben den Alltag erleichtert und wirtschaftliches Arbeiten ermöglicht.

Der Thüringer Handwerkstag ist nach dem Mauerfall gegründet worden. „Nach der Wende 1989 hatte das Handwerk kaum Orientierung. Nachdem ich in einer provisorischen Sitzung zum Präsidenten der Handwerkskammer Erfurt gewählt wurde und später auch die beiden Präsidenten der Handwerkskammer für Ostthüringen und der Handwerkskammer Südthüringen gewählt waren, haben wir beschlossen, eine Einheit im Thüringer Handwerk zu schaffen. Das hat sich sehr positiv ausgewirkt. Wir waren der Gesprächspartner der Regierung und haben das Thüringer Handwerk über die Grenzen des Freistaates hinaus sehr bekannt gemacht“, blickt der erste THT-Präsident der Geschichte, Wolfgang Bachmann, zurück.

In den 1990er-Jahren habe die konstruktive Zusammenarbeit aller Gewerke Priorität gehabt. „Das Handwerk sollte einen gemeinsamen Weg gehen, um sowohl moralisch als auch technisch Unterstützung zu bekommen. Nur so ist es uns gelungen, mit dem Handwerk in den alten Bundesländern mithalten zu können. Ich habe damals einen Aufschwung erlebt, alle haben angepackt und wollten unbedingt neue Wege ausprobieren“, sagt Wolfgang Bachmann.

Als Vize-Präsident an der Seite von Wolfgang Bachmann hat Rolf Ostermann die damalige Entwicklung verfolgt und ab 2001 als THT-Präsident fortgeführt. „Zu meinen Aufgaben haben Gespräche mit dem Ministerpräsidenten und vor allem mit dem Wirtschaftsminister gehört, in denen wir auf unsere Belange aufmerksam gemacht haben. Da ging es insbesondere um Fördermöglichkeiten, die das Handwerk vorantreiben sollten“, sagt er.

Für die Zukunft hat er sich, gemeinsam mit den Mitgliedern, viel vorgenommen. „Das Handwerk soll nicht nur als wichtige Wirtschaftsgröße, sondern auch als entscheidende Gesellschaftsgruppe wahrgenommen werden. Eines muss uns bewusst sein: Ohne das Handwerk sind die Herausforderungen der Zukunft nicht zu meistern. Wir brauchen motivierte junge Menschen, die sich bewusst für einen Weg im Handwerk entscheiden. Als THT werden wir uns weiter für die Interessen unserer Handwerksbetriebe einsetzen. Zusammengefasst kann man sagen: Kurzfristig setzen wir uns vor allem eine Abmilderung der Folgen der Pandemie ein, langfristig für die Stärkung des Handwerks in der Gesellschaft“, sagt Stefan Lobenstein.