Juni 2009 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

„MBG-Handwerk“ gestartet MBG und Thüringer Handwerk konzipierten Beteiligungsprodukt speziell für kleine und mittlere Betriebe

Mitteilung des Thüringer Handwerkstages vom 23. Juni 2009

„MBG-Handwerk“ gestartet

MBG und Thüringer Handwerk konzipierten Beteiligungsprodukt speziell für kleine und mittlere Betriebe
 
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen (MBG) und der Thüringer Handwerkstag (THT) haben mit dem Programm „MBG Handwerk“ jetzt ein speziell auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben zugeschnittenes Förderinstrument entwickelt. Die Eigenkapitalbasis und damit die Existenzfähigkeit der Betriebe soll mit der neuen Möglichkeit Beteiligungskapital zu erhalten maßgeblich gestärkt werden.

„MBG-Handwerk“ sieht stille Beteiligungen in der Regel zwischen 50.000 und 200.000 Euro vor. Diese Beteiligung kann unter anderem Finanzierungen im Rahmen der Existenzfestigung, beispielsweise bauliche Investitionen, Kapazitätsänderungen, Rationalisierung/Modernisierung, Markterschließung sowie Sortimentserweiterungen beziehungsweise -veränderungen begleiten. Darüber hinaus soll es im Zusammenhang mit Umstrukturierungen vornehmlich für neue Vorhaben zum Einsatz kommen. Die Laufzeit beträgt 10 bis 15 Jahre.

Der entscheidende Unterschied von „MBG-Handwerk“ zu den bereits bestehenden MBG-Beteiligungsinstrumenten ist die Ausrichtung der Verfahren und der bereitgestellten Finanzmittel auf die spezifische Bedürfnisse gerade kleiner Betriebe. THT-Präsident Rolf Ostermann dazu: „MBG-Handwerk zielt mit seinen Konditionen und geringen Beteiligungsgrößen auf das Handwerk und kann damit Unterstützung bieten. Land und Bund haben zwar viele Förderprogramme initiiert, die meisten richten sich aber nur an mittelständische Industrieunternehmen und erreichen zu wenige Handwerksbetriebe. Unsere kleinen Betriebe fallen meistens durchs Sieb.“ Auch die Mittelaufstockung einiger Förderprogramme durch das Land gehe am Handwerk vorbei, kritisiert Ostermann die einseitige Ausrichtung. 

Hintergrund:
Neben der Fremdfinanzierung spielt die Frage der Eigenkapitalbasis im Handwerk eine zentrale Rolle. Gerade im derzeitig schwierigen Finanzierungsumfeld der Wirtschaftskrise wächst einerseits der Bedarf der Handwerkerbetriebe nach kurz- wie auch langfristigen Finanzierungen. Andererseits fordern Kreditinstitute immer stärkere Absicherungen.

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, konzipierte die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen (MBG)  in Zusammenarbeit mit dem THT für Handwerksbetriebe im Freistaat ein spezielles Beteiligungsprodukt, um die Finanzbasis der Betriebe mittel- und langfristig zu verbessern.

Dieses neue Programm steht ab sofort zur Verfügung.

Weitere Informationen zum „MBG Handwerk“ erhalten interessierte Betriebe in der Betriebsberatung ihrer Handwerkskammer und direkt bei der MBG Thüringen, Tel. 0361/2135-0.

Erstes Wahlforum des Thüringer Handwerks am 12. Juni 2009 im BBZ der Handwerkskammer Erfurt Handwerk erwartet verlässliche und vertrauensbildende Politik

Erstes Wahlforum des Thüringer Handwerks am 12. Juni 2009 im BBZ der Handwerkskammer Erfurt


Gut aufgelegt: Michael Heym (CDU), Michael Gerstenberger (Linke), Dr. Hartmut Schubert (SPD), Thomas L. Kemmerich (FDP) und Dirk Adams (Bündnis 90/Grüne) diskutierten mit THT-Präsident Rolf Ostermann. Das Gespräch moderierte Veit Malolepsy. (v.l.n.r.) Foto: A. Türk

Handwerk erwartet verlässliche und vertrauensbildende Politik

Fast jeder dritte Betrieb in Thüringen ist ein Handwerksbetrieb. Mit 137 Handwerksbetrieben je 10.000 Einwohnern hat Thüringen damit deutschlandweit die vierthöchste handwerkliche Betriebsdichte. Aktuell sind rund 141.000 Menschen im Handwerk beschäftigt und lernen gut 12.500 Auszubildende in den Betrieben des Handwerks. Insgesamt zählt das Thüringer Handwerk rund 31.500 Betriebe.

Im Vorfeld der Landtags- und Bundestagswahl führte der Thüringer Handwerkstag (THT) als Interessenvertreter dieser starken Säule der Thüringer Wirtschaft heute das 1. Wahlforum mit Vertretern der führenden demokratischen Parteien durch. Wichtige handwerkspolitische Themen wurden diskutiert. Eingangs erläuterte THT-Präsident Rolf Ostermann die wesentlichen Standpunkte und Forderungen des Handwerks im Freistaat.

Ostermann wies auf die Bedeutung des Handwerks mit seiner regionalen Präsenz und dem hohen Anteil an Ausbildung und Fachkräften hin. Damit werde ein wichtiger Beitrag für die Lebensqualität in den Regionen und damit die Attraktivität Thüringens geleistet.

Die wichtigsten Forderungen in Kürze:
– Vorrang der dualen Ausbildung vor schulischer Ausbildung
– ein Liquiditätsprogramm für kleine und mittlere Betriebe
– vorteils- und verursachergerechte Kostenverteilung im Rahmen der Infrastrukturmaßnahmen
– strukturelle Reformen bei Steuern und Abgaben mit deutlicher Reduzierung der „kalten Progression“ und damit Stimulierung der Binnenachfrage

 

Bildung
Die größte Bedeutung für das Handwerk hat die Duale Berufsausbildung, die eine Symbiose zwischen Theorie und Praxis bildet und damit den Anforderungen und Bedürfnissen gerade der kleinen Betriebe am besten entspricht. Aus diesem Grund muss laut Ostermann dieser Ausbildungsweg stets Vorrang vor schulischen Berufsausbildungsgängen haben.

Berufsorientierung und -vorbereitung sollten darüber hinaus als Grundstein des lebensbegleitenden Lernens frühzeitig initiiert und erfolgreiche Projekte fortgeführt werden. Als einen wesentlichen Baustein des lebenslangen Lernens sieht das Handwerk eine geordnete Durchlässigkeit im Bildungssystem. Die Landesregierung forderte Ostermann auf, in der Schulnetzplanung endlich eine stärkere koordinierende Rolle zu übernehmen, um die örtliche Nähe für die Lehrlinge zu gewährleisten und eine berufsschulische Über- oder Unterversorgung zu verhindern.

Mittelstandsförderung
Im Rahmen der Konjunkturprogramme brauchen die Betriebe handwerksspezifische – vor allem in kleineren als den bislang angebotenen Höhen – Finanzprodukte. Ostermann kritisierte, dass zwar der industrielle Mittelstand in Thüringen durch Entlastungsmaßnahmen wie zum Beispiel das 100-Millionen-Programm, die Vereinfachung in der GA-Förderung berücksichtigt wurde, auf das Handwerk hingegen keine Rücksicht genommen wurde. Er forderte für die Betriebe in dieser Krisensituation einen leichteren Zugang zu Kreditmitteln. „Es fehlt ein adäquates Liquiditätsprogramm für das Handwerk und für Gewerbetreibende“, betonte der THT-Präsident.

Kommunalabgaben
Ostermann regte in seiner Rede vor den Handwerkern und Politikern eine vorteils- und verursachergerechte Kostenverteilung im Rahmen der Infrastrukturmaßnahmen an. Nicht akzeptabel sei beispielsweise, dass die Refinanzierung der häufig überproportional ausgebauten Wasserversorgungsanlagen zu Lasten von Handwerksbetrieben mit großen Gewerbeflächen vorgenommen würden. Bei den Straßenausbaugebühren herrsche im Thüringer Handwerk Unklarheit, inwieweit die Beitragserhebung im Straßenausbaubeitragsrecht in das Ermessen der Kommunen falle.

Steuern und Abgaben
„Endlich strukturelle Reformen und nicht nur das Drehen an einigen, wenigen Stellschrauben“ im Bereich von Steuern und Abgaben, forderte der THT-Präsident. Hierzu gehörten eine umfassende Einkommensteuerreform und der Kurswechsel bei den Sozialversicherungen, um die Leistungsträger endlich zu entlasten. Leistungsträger seien nicht nur die Manager, sondern vor allem die Frauen und Männer, die hier mit ihren Ideen und ihrer Leistungskraft Werte schaffen.

„Wir sind ein Land mit hoher Produktivität und hohem Leistungsvermögen der Menschen. Das darf der Staat nicht länger bestrafen.“ Ostermann erneuerte die Handwerksforderung, die kalte Progression durch einen Steuertarif auf Rädern zu verhindern.

Der Staat könne auf die meisten teuren staatlichen Förderprogramme und die unzähligen steuerlichen Ausnahmen und Schlupflöcher verzichten, wenn die Menschen mehr von ihrem verdienten Lohn behielten und damit über mehr Kaufkraft und Investitionsmittel verfügten.

Solange sich auf diesem Gebiet nichts bewegt, fordert das Handwerk weiter die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive Handwerkerleistungen, um den Konsum zu stimulieren und die Schwarzarbeit in diesen Arbeitsfeldern einzudämmen.

1. Wahlforum des Thüringer Handwerks am 12. Juni in Erfurt

1. Wahlforum des Thüringer Handwerks am 12. Juni in Erfurt

Handwerk und Politik diskutieren

Am Freitag, 12. Juni, 17 Uhr, führt der Thüringer Handwerkstag e. V. (THT) im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt das 1. Wahlforum durch. Im Vorfeld der Landtags- und der Bundestagswahl werden Vertreter von CDU, SPD, Die Linke, FDP und Bündnis 90/Die Grünen mit Handwerkern aus dem Kammerbezirk Erfurt wichtige handwerksrelevante Themen diskutieren. Im Mittelpunkt stehen hierbei neben Bildung und kommunale Abgaben vor allem Mittelstandsförderung von Bund und Land, Steuerpolitik und die Entwicklung der Sozialversicherungsabgaben.

Unter dem Motto „Handwerk mischt sich ein“ bietet der THT mit dem Wahlforum interessierten Handwerkern die Möglichkeit, direkt mit Vertretern den führenden demokratischen Parteien speziell zu Themen, Problemen und Forderungen des Handwerks ins Gespräch zu kommen.