September 2019 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

Neue Spitze gewählt

Neue Spitze gewählt

Vorstand des Thüringer Handwerkstag will Herausforderungen des Handwerks anpacken
2019 ist ein Superwahljahr. Im Mai wurde auf kommunaler und europäischer Ebene gewählt, am 27. Oktober steht die Thüringer Landtagswahl an. Und auch der Vorstand des Thüringer Handwerkstag (THT) e.V. wurde neu bestimmt. Denn in diesem Jahr endete die dreijährige Legislaturperiode.
Die Wahl fand im Rahmen der Mitgliederversammlung am 12. September im Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera statt. In seinem Amt bestätigt wurde der Präsident Stefan Lobenstein.
Auch dem bisherigen Vorstand schenkten die Mitglieder erneut ihr Vertrauen. Er setzt sich für die kommenden drei Jahre zusammen aus: 
– Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen 
– Manfred Scharfenberger, Präsident der Handwerkskammer Südthüringen 
– Konrad Zitzmann, Präsident des Mitteldeutschen Müllerbund e.V.
– Jürgen Scharff, Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des Maler- und Lackiererhandwerks Thüringen
Die Vizepräsidentschaft übernimmt Patrick Taubald, Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks Thüringen.
Auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden ist Sybille Hain. Die Landesinnungsmeisterin des Landesinnungsverbandes der Friseure und Kosmetiker Thüringen-Sachsen-Anhalt aus Erfurt war in den vergangenen neun Jahren die Vizepräsidentin des THT. Weil sie bald in den Ruhestand eintreten wird, verzichtete sie auf eine erneute Kandidatur.
Den neuen Prüfungsrechnungsausschuss bilden Harald Scholz, Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerks Thüringen, und Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic.
Rückblick und neue Aufgaben
Im Rahmen der Mitgliederversammlung blickte die Spitze des THT auf zahlreiche Erfolge zurück, wie das 2018 eingeführte Azubi-Ticket. Gleichzeitig wurden zahlreiche Herausforderungen ausgemacht, denen es sich weiterhin entschlossen zu stellen gilt. „Dazu gehört zum Beispiel die gesellschaftliche Wertschätzung und Förderung der Attraktivität der dualen Ausbildung“, sagte Stefan Lobenstein.
Positionspapier des Thüringer Handwerks
Aktuelle Baustellen sind im Positionspapier des Thüringer Handwerks 2019 festgehalten. Die enthaltenen Forderungen, wie etwa „Berufsorientierung und Unternehmertum“ als Pflichtschulfach, die Stärkung der Berufsschulzentren durch bauliche Modernisierung, oder auch die Senkung der Unternehmenssteuern auf ein verträgliches Maß, werden das Handeln des THT leiten. „Unser Positionspapier ist der Rahmen, indem wir das Handwerk gegenüber den politischen Akteuren der kommenden Landesregierung stark und verlässlich vertreten werden“, betonte der Präsident.
Als Spitzenorganisation des Thüringer Handwerks vertritt der THT die Interessen von rund 30.000 Handwerksbetrieben mit 151.000 Beschäftigten und 6.000 Lehrlingen.
Der neue THT-Vorstand präsentiert sich: Thomas Malcherek (Geschäftsführer), Jürgen Scharff, Klaus Nützel, Manfred Scharfenberger, Stefan Lobenstein, Konrad Zitzmann, (Patrick Taubald nicht anwesend). Foto: André Kühne, HWK für Ostthüringen

Ein Leben für das Friseurhandwerk

Ein Leben für das Friseurhandwerk

Sybille Hain zieht sich aus dem Vorstand des Thüringer Handwerkstag zurück
Sybille Hain hat ihre Prinzipien. Auch – oder gerade in – ihren letzten Monaten im Arbeitsleben. Ende August 2020 wird sie ihren Friseursalon, „Kopf-Kult“ in unmittelbarer Nähe des Domplatzes in Erfurt, an eine Nachfolgerin abgeben. Aufgrund dessen zieht sie sich schon jetzt aus dem Vorstand des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), der am heutigen Donnerstag (12. September) neu gewählt wird, zurück. „Ich habe immer gemeckert, wenn meine Kollegen an ihren Posten festhalten. Jetzt sind die Jungen dran“, begründet sie. Neun Jahre lang war Sybille Hain die Vizepräsidentin des THT – als erste Frau im Gremium. „Wir danken ihr für ihr jahrelanges Engagement, das ihre tiefe Verbundenheit mit dem Handwerk in Erfurt und in Thüringen unterstreicht“, sagt Präsident Stefan Lobenstein.
Mit dem Rückzug aus dem THT-Vorstand beginnt der Rückzug aus dem Arbeitsleben. Aus einem Beruf, der nicht die erste Wahl von Sybille Hain war. „Ich wollte studieren. Aber mein Vater war Friseurmeister und ich sollte sein Geschäft übernehmen. Mit 14 Jahren hat man seinen Eltern nicht widersprochen“, erinnert sie sich. 1965 bis 1968 lernte sie den Beruf von der Pike auf, arbeitete danach als Gesellin in der Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) und bildete dort bereits Lehrlinge aus. 1979 bestand sie ihre Meisterausbildung und legte zudem die Prüfung zum staatlich geprüften Lehrmeister ab. Ab Februar 1985 wurde sie PGH-Vorsitzende.
Mit der politischen Wende änderte sich das berufliche Leben von Sybille Hain – wie für viele Handwerker – rasant. Schon 1990 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit, eröffnete zwei Friseursalons in Döllstädt und Mittelhausen. 1995 ging sie mit „Kopf-Kult“ in die Erfurter Innenstadt. „Am 1. September feiere ich das 25-jährige Bestehen. Das wollte ich einmal schaffen“, sagt sie und lacht. Sybille Hain ist zufrieden mit ihrer Karriere – und rückblickend froh über den Impuls ihrer Eltern für das Friseurhandwerk. „Es ist der beste Beruf für mich. Ich bin nah an der aktuellen Mode und arbeite mit Menschen. Ich weiß nicht, ob ich in einem anderen Beruf so viel Leidenschaft entwickelt hätte“, sagt sie. Leidenschaftlich gerne hat sie sich um den Nachwuchs gekümmert. In ihren Berufsjahren hat sie 148 Gesellen ausgebildet. „Viele davon sind selbstständige Friseurmeister und sehr erfolgreich“, betont Sybille Hain.
Neben der Führung ihres Salons hat sie sich ehrenamtlich engagiert – nicht nur im Vorstand des Thüringer Handwerkstag. Seit 1993 war sie die Obermeisterin der Friseurinnung Erfurt, zwei Jahre später fusionierte diese mit dem Ilmkreis. 1996 wurde Sybille Hain zur stellvertretenden Landesinnungsmeisterin der Friseure und Kosmetiker in Thüringen gewählt. 2004 übernahm sie den Vorsitz, den sie bis heute innehat. Dabei segnete sie unter anderem den Zusammenschluss mit Sachsen-Anhalt ab und führte den einst verschuldeten Verband in ruhiges Fahrwasser. „Ich wollte jungen Leuten eine Chance geben. Und es hat sich gelohnt. In den vergangenen zehn Jahren haben wir zahlreiche Titel nach Thüringen geholt“, sagt sie.
Weitere Titel könnten bereits im November folgen. Im eigenen Bundesland. Sybille Hain ist es gelungen, die Deutsche Meisterschaft der Friseure nach Thüringen zu holen. Am 9. und 10. November werden die besten Haarstylisten Deutschlands in der Erfurter Messe um die Medaillen kämpfen. „Nach 30 Jahren Wiedervereinigung findet sie erstmals im Osten statt. Wir haben jahrelang darum gekämpft“, so die Friseurmeisterin.
Auch im Bundesvorstand des Zentralverbands des Friseurhandwerks war sie fast ein Dutzend Jahre aktiv – ebenfalls als erste Frau aus der ehemaligen DDR. „Da muss man sich durchsetzen können“, sagt sie. Auch diesen Posten wird Sybille Hain im kommenden Jahr aufgeben. Der Abschied fällt ihr schwer. „Mein Herzblut hängt daran. Ich muss mir jetzt etwas Neues suchen, was mich erfüllt“, blickt die 68-Jährige voraus. Sie denkt an den Besuch kranker Menschen im Krankenhaus oder eine Tätigkeit als Vorlese-Oma. Denn Sybille Hain kann die Füße nicht stillhalten.

Neun Jahre lang war Friseurmeisterin Sybille Hain aus Erfurt die Vizepräsidentin des Thüringer Handwerkstag. Zur Neuwahl des Vorstandes tritt sie nicht noch einmal an. Foto: Anne-Katrin Windisch, HWK Erfurt